Das Balafon



Das Balafon ist ein pentatonisches Xylophon, das in vielen Regionen Afrikas gespielt wird. Dieses perkussive Melodieinstrument, Gyil, wie es in der Sprache der Birifor (Volksgruppe in Nord-Ghana) genannt wird, ist der Urahn des uns heute bekannten Xylophons.

Tönt mancherorts der uns fremde und geheimnisvoll singende Balafonsound kilometerweit über die afrikanische Savanne, zelebrieren Griots (Musiker) gesellschaftliche Ereignisse mit einer faszinierenden Musikkultur.

Ein Ensemble der Volksgruppe Birifor in Saro, Nordghana
Foto: Edmund Dorwana Tijan

In dieser Musikkultur hat das Balafon eine bedeutende Rolle. Als Soloinstrument oder im Ensemble mit Begleitung von Trommeln, Gesängen oder Erzählungen und verschiedener Perkussion, ist das Balafon mit seinen Melodien und Rhythmen die Seele der Lieder bei traditionellen und rituellen Anlässen wie zum Beispiel bei einer Geburt, Initiation, Hochzeit, Ernte, beim Hausbau und Richtfest, Tod oder einfach zur Unterhaltung und zum Tanz.

Das den Klang des Holzes begleitende Surren und Zirpen, hervorgerufen durch Membranen an den Kalebassen, welche als Resonatoren dienen, bewirkt zudem seltsam anmutendes Gerede.

In Afrika wird gesagt:
„Das Balafon spricht.“

Die Studien von Momo Werner Wevers konzentrieren sich hauptsächlich auf die Balafonmusik sowie die Spielweisen und Spieltechniken der Birifor, Lobi und der Dagarti im Nordwesten Ghanas und der Bobo im Süden Burkina Fasos. Die Gebiete dieser Volksgruppen grenzen aneinander und gehören zum Volta-Kulturraum. In diesem Kulturraum hat sich das Balafon vor langer Zeit über viele Generationen vom Erdlochxylophon bis zum heutigen Rahmenxylophon entwickelt und verbreitet.

Lirra, der Baum, aus dem die Klanghölzer hergestellt werden, hier ist der Stamm gut zu sehen.
Foto: Edmund Dorwana Tijan
Lirra, der Baum, aus dem die Klanghölzer hergestellt werden, hier sind die Blätter gut zu sehen.
Foto: Edmund Dorwana Tijan

„Lirra“, so nennen die Birifor den Baum, der singt. Sein Holz ist für die Herstellung der Klanghölzer sehr gut geeignet. Es handelt sich hier um African Rosewood „Pterocarpus erinaceus“, ein afrikanischer Palisander,  Kosso oder auch afrikanisches Sandelholz genannt.
Seit 2. Januar 2017 steht dieses Holz unter CITES II Artenschutz.

Die vierzehn oder manchmal auch mehr Klanghölzer des Balafons aus dem Volta-Kulturraum sind pentatonisch gestimmt. Pentatonisch heißt, dass eine harmonische Tonfolge innerhalb einer Oktave aus fünf Tönen (z. B. C-Pentatonik: c, d, e, g, a) besteht. Dazu muss man feststellen, dass ältere Instrumente aus Afrika zwar eine pentatonische Tonfolge haben, welche aber in der Tonhöhe an der Stimmlage des Sängers im Dorfe orientiert war und nicht auf den hier üblichen Kammerton abgestimmt wurde. Zudem gibt es alte Instrumente, deren Tonfolgen relativ gleiche Abstände aufweisen, in der Musikwissenschaft spricht man von einer Äquipentatonik.

Eine weitere Variante des Balafons mit einer diatonischen Tonfolge, ist in einigen anderen Regionen Afrikas zu finden.

Die Länge der Klanghölzer und die Dicke im mittleren Bereich sind die Kriterien, die den Ton bestimmen.

Die Resonanzkörper unter den Klanghölzern

Der Rahmen wird aus Holzstäben gefertigt und mit Tierhaut verzurrt.

Die Kalebassen, die unter den Klanghölzern im Rahmen befestigt sind, dienen als Resonanzkörper. Es sind Flaschenkürbisse, deren äußere Hülle ausholzt. Sie wachsen als Feldfrüchte und Früchte des Kalebassenbaumes. Nach der Ernte werden sie getrocknet und ausgehöhlt.

Das Luftvolumen und die Größe der Öffnung der Kalebasse sind die Kriterien, die den Ton bestimmen.

Wenn die Kalebasse und das Klangholz genau gleich gestimmt sind, bewirkt nur dann die Kalebasse eine Verstärkung des Tones.

Jede Kalebasse hat an der Seite zwei bis drei kleine Löcher. Die darüber geklebten Membranen aus hauchdünner Folie (früher Spinnenkokons) erzeugen eine zusätzliche, surrende und zirpende, typisch afrikanische Klangkomponente, die dem Frequenzspektrum der menschlichen Stimme ähnelt.

Ein Klangerlebnis der besonderen Art.


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Momo Werner Wevers
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